Der Bayerische Vieh- und Fleischhandelsverband e.V. hat uns die nachfolgende Pressemitteilung übermittelt:
Die Grünen müssen auch in der Landwirtschafts- und Energiepolitik endlich in der Realität ankommen!
Verband übt scharfe Kritik an Landwirtschaftsminister Özdemir und Wirtschaftsminister Habeck: die Perspektiven der Agrarbranche seien noch nie so schlecht gewesen wie derzeit. Anstelle von Entlastungen drohten ständig neue Belastungen und die geplante Gasumlage verschärfe die angespannte Situation der Privathaushalte.
München/Berching – Die Verzweiflung und Perspektivlosigkeit der deutschen Landwirtschaft, die vor dem Hintergrund der befürchteten Energieverknappung im Winter 2022/2023 zu dramatischen Engpässen bei der Nahrungsmittelversorgung führen könne, hat der stellvertretende Vorsitzende des Bayerischen Vieh- und Fleischhandelsverbandes, Reinhold Koller, zum Anlass genommen, der Bundesregierung mangelnde Kompetenz und Realitätsnähe vorzuwerfen. Die verfehlte Energie- und Landwirtschaftspolitik allgemein, vor allem aber die Pläne von Bundeswirtschaftsminister Habeck bei der Gasversorgung, seien geeignet, Deutschland von einer der führenden Industrienationen in ein Entwicklungsland zurückzuversetzen.
Viele Parteimitglieder der GRÜNEN werden sich nach der Bundestagswahl im vergangenen Jahr überrascht die Augen gerieben haben, weil sie nicht fassen konnten, mit welcher Geschwindigkeit sich die neue Außenministerin Baerbock mit den Realitäten des Ukraine-Krieges und notwendigen Waffenlieferungen abgefunden und diese in ihrer Politik berücksichtigt hat. Verglichen mit ihren Ministerkollegen Özdemir und Habeck hat sich Baerbock herausragend gut geschlagen! Demgegenüber ist es enttäuschend, wie einseitig und realitätsfremd die Pläne der Bundesregierung bei der Schaffung der Gasumlage und vor allem bei der Gasversorgung in einer Versorgungskrise ausfallen. Während Industrieunternehmen gefördert werden sollen, wird beispielsweise die Nahrungsmittelproduktion, die größtenteils in der Hand von kleinen und mittelständischen Unternehmen ist, grob benachteiligt. Wir brauchen hier sofort eine signifikante Förderung in Form von Zuschüssen, um die schon jetzt drastisch gestiegenen Energiekosten abzufedern. Minister Özdemir muss dringend anerkennen, dass die darniederliegende ukrainische Landwirtschaft mittelfristig zu einer Verknappung von Rohwaren führt, die letztlich nicht nur die Versorgung in Europa, sondern vor allem auch die Ernährung der Weltbevölkerung in Frage stellt. Wer in dieser Situation noch von Klimaschutz, Flächenstilllegungen und Biodiversität spricht, erkennt nicht die echten Herausforderungen unserer Zeit.
Neben den vielen krisenbedingten Herausforderungen plagen uns zusätzlich die Folgen möglicher ASP-Ausbrüche in unseren Schweinebeständen. Wenn die Bundesregierung nicht sehr schnell die Realitäten erkennt, wird es aber bald keine Schweinebestände mehr geben, die von ASP betroffen sein könnten. Wir bezweifeln, dass dies der Wunsch der 14,8 % der Bevölkerung, die im September 2021 grün gewählt haben, gewesen sein kann. Statt sehr persönlicher Empfehlungen des vegetarischen Bundesministers für die eigene Ernährung brauchen wir vielmehr eine Flexibilisierung des Baurechts und verlässliche Rahmenbedingungen für Finanzierungen, so Reinhold Koller, stellvertretender Vorsitzender des Bayerischen Vieh- und Fleischhandelsverbandes, anlässlich der Diskussion der geplanten Gasumlage.
Koller ärgert besonders, dass die ausbleibende Erkenntnis der Politiker ausgerechnet in einer Phase zum Tragen kommt, in der es keinen Spielraum für Experimente geben darf.
Reinhold Koller: Warum hat es beispielsweise so lange gedauert, bis Minister Özdemir die von der EU-Kommission eröffneten Spielräume endlich auch für Deutschland nutzte? Wir wünschen uns, dass er und Minister Habeck einen Intensivkurs `Realitätscheck` bei Außenministerin Baerbock belegen!
Im Bayerischen Vieh- und Fleischhandelsverband sind rund 380 freie Vieh- und Fleischhandelsunternehmen im Freistaat zusammengeschlossen. Sie haben im vergangenen Jahr rund 1,8 Mio. Rinder und 4,8 Mio. Schweine mit einem Handelsvolumen von 6,4 Mrd. Euro bewegt. Der Verband vertritt die Interessen seiner Mitglieder nach außen und dient der Information und Beratung sowie dem Meinungsaustausch. Landesvorsitzender ist Michael Gasteiger, Paunzhausen.